Kunstsparten / Kunstsparten / Fotografie / Gudlaugur Bjarnason
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Rede von C. Hüge (Fortsetzung)
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(...) Bjarnason zeigt in vielen seiner Bilder Provisorien, temporäre, nicht dauerhafte Konstruktionen. Konstruktionen des Menschen, dessen Tun und Treiben in den meisten Bildern spürbar ist, ohne dass ein einziger Mensch auf ihnen zu sehen ist.
Wellblechdach 1991
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Dessen unablässige Versuche des Erneuerns, Konstruierens und auch Bastelns angesichts der Vergänglichkeit alles Materiellen, manchmal anrührend, manchmal komisch und sinnlos, aber nie lächerlich wirken.
Wellblechdach 1991
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Angeregt von Farb- und Lichtverhältnissen, mehr aber noch angezogen von Materialien und deren unterschiedlichen Oberflächen, gleichzeitig auch wissend um die Möglichkeit der Verwandlung und Verfremdung durch Distanzveränderung lenkt Gudlaugur Bjarnason auch den Blick auf Details.
Wellblechdach 1991
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Vor allem die vielen Varianten der Baustelle eines Wohnhauses – zu sehen im hinteren Raum – zeigen wie eine Kunststoffplane zum bizarren Element einer fast dramatischen Szenerie werden kann. Lassen einen groß ins Bild gesetzten Holzbalken mit herausragenden Nägeln zur bedrohlichen Gefahrenquelle werden.
Aus geringer Distanz gesehen und somit aus ihrem ursprünglichen Bedeutungszusammenhang gelöst, wandeln sich Häuserdetails, metallene Ständer und Holzbalken aber auch zu Installationen, plastischen Einzelformen oder fast abstrakten und formal sehr reizvollen Kompositionen.
Wellblechdach 1991
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Übergang und Umwandlung, Vergänglichkeit und Neugestaltung von Materie und Form ist ein immer wiederkehrendes Grundthema in den Baustellen-Bildern Bjarnasons. Es findet seinen Ausdruck in den Inhalten und in den formalen Mitteln der Bilder.
Wellblechdach 1991
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Es spiegelt sich auch in der Umwandlung vom autonomen Bild zum Bild im Fotobuch, das verbunden mit Ständern oder anderen Konstruktionen Teil eines dreidimensionalen Objekts wird, das wiederum auf seinen Entstehungsursprung zurückverweist.
Wellblechdach 1991
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Bilder und Objekte, die in in erster Linie auf der Grundlage eines konzeptionellen Ansatzes entstehen, die nicht auf sich selbst, sondern auf außerhalb Liegendes verweisen, die eine aktive und nicht nur kontemplative Haltung des Betrachters erfordern und deshalb auch eine sprachliche Annäherung gestatten, werden im kunstgeschichtlichen „Kästchen“ der sog. Konzeptkunst untergebracht.
Gudlaugur Bjarnason ist mit dieser Einordnung einverstanden, aber selbstverständlich kann man über diese Zuordnung beim Betrachten seiner Bilder und seines hier ausgestellten Objekts auch diskutieren.
Wellblechdach 1991
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Ob Sie jetzt nur betrachten, reden, diskutieren oder plaudern, ich wünsche Ihnen in jedem Fall einen schönen und bereichernden Abend in dieser Ausstellung. Vielen Dank!
Cornelia Hüge
Berlin, den 1. April 2005
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